Wenn sich auf Datenträgern (CDs, USB-Sticks, SD-Karten, Festplatten, …) wichtige Daten befinden, muss gut auf sie geachtet werden. Doch was tut man, wenn die Datenträger verkauft, verliehen oder anderweitig verwendet werden sollen? Reicht es, Dateien in den Papierkorb zu schmeißen und dort zu löschen? Reicht es, den Datenträger zu formatieren? Um es kurz zu halten: Nein, das reicht nicht.
Beide Methoden löschen nur den Verweis auf die Dateien, nicht aber die Dateien selbst. Vergleichbar ist dieser Prozess mit dem Streichen eines Kapitels aus dem Inhaltsverzeichnis eines Buchs. Die Seiten, über das sich das Kapitel erstreckt, sind noch da. Sie können aufgeschlagen und gelesen werden. Nur sind sie oberflächlich nicht mehr so leicht zu finden.
Selbst von formatierten Datenträgern lassen sich Informationen daher wiederherstellen, und das mit einfachen Mitteln.
Beispiel gefällig? Unter Windows nehmen Sie beispielsweise ein Bild, verschieben es in den Papierkorb und leeren diesen. Mit einem Programm kann man nun versuchen, das Bild wiederherzustellen. Ein Kandidat, der kostenlos ist, heißt Recuva (Achtung; bei der Installation können Programme von Drittanbietern installieren werden, entspr. Haken entfernen).
Heruntergeladen und installiert fragt der Assistent zunächst, welcher Dateityp wiederhergestellt werden soll, was wir für unser Beispiel mit „Pictures“ beantworten. Danach wird ausgewählt, wo sich die Datei(en) befunden haben – hier den Papierkorb „Recycle Bin“ auswählen. Die Option „Deep Scan“ ist in der Regel nicht notwendig, ein weiterer Klick startet die Suche. Diese kann je nach Geschwindigkeit und Dateihistorie Ihres Gerätes eine Weile dauern. Finden Sie Ihr gelöschtes Bild wieder?
Das Ergebnis lässt sich auch bei (externen) Datenträgern reproduzieren, die formatiert worden sind.
Verschlüsselte Daten sind ohne den Schlüssel zum Entsperren nicht lesbar. Das bleiben sie natürlich auch dann, wenn sie gelöscht und wiederhergestellt worden sind. Zur Prävention ist es daher empfehlenswert, sensible Daten grundsätzlich zu verschlüsseln. Schließlich ist es einfacher, einen Schlüssel sicher verschwinden zu lassen als den ganzen Tresor.
Zum sicheren Löschen gibt es zunächst drei Ansätze:
– Physikalisches Zerstören
– Einzelne Dateien löschen
– Den gesamten Datenträger löschen
Ausgemusterte Computer ohne Datenträger zu verkaufen, mindert ihren Wert. Während die Zerstörung des Datenträgers nicht immer in Betracht kommt, kann Sie doch mit Gewissheit als die sicherste der Methoden betrachtet werden. Das Bearbeiten der Festplatte mit einem Hammer macht sie unbenutzbar: sobald Kleinstteile in das Innenleben eindringen können die Inhalte nicht mehr von der Festplatte ausgelesen werden.
Die vermeintlich gelöschten Daten sind also noch vorhanden. Um sie zuverlässig zu löschen, müssen sie überschrieben werden. Und das mit Nullen Einsen oder mit zufälligen Daten. Hierbei reicht ein Durchlauf aus, die Datenträger müssen nicht mehrmals mit Zufallsdaten überschrieben werden.
Auch hierzu gibt es Programme, die diese Arbeit erledigen. Sollen einzelne Dateien sicher gelöscht werden, gibt es z. B. Eraser (Windows), CCleaner (Windows/MacOS), wobei fraglich ist, ob die Programme bei modernen Festplatten funktionieren wie vorgesehen (mehr dazu im nächsten Abschnitt).
Modernere Festplatten bringen die notwendigen Routinen zum vollständigen Löschen meist selber mit. Der Befehl, um diese auszuführen, heißt Secure Erase. Wie das Überschreiben bzw. Löschen mittels Secure Erase durchgeführt werden und welche der Methoden wann zum Einsatz kommen sollte, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln.
Grundsätzlich muss zwischen herkömmlichen Festplatten (HDDs, magnetische Speichermedien) und Solid-State-Drives (SSDs, Halbleiterlaufwerken) unterschieden werden. Funktionsfähige HDDs lassen sich mit Zufallsdaten überschreiben, doch kann es vorkommen, dass (Über-)Schreibvorgänge mit demselben Ziel nicht immer dieselben Sektoren auf der Festplatte beschreiben.
Deswegen funktionieren Programme, die einzelne Dateien mit Zufallswerten überschreiben sollen, nicht immer. Falls vorhanden, sollte man hier den Secure Erase Befehl nutzen, der eine vom Hersteller festgelegte Routine zum Löschen der Daten in jedem Sektor einleitet. Andernfalls sollte die HDD vollständig mit Zufallsdaten überschrieben werden.
Bei SSDs und sogenannten SSHDs, einer Mischform aus HDD und SSD, verwaltet ein Controller alle Lese-, Schreib- und Löschvorgänge. Diese Controller dienen unter anderem dazu, die Halbleiterzellen möglichst gleichmäßig zu nutzen, um vorzeitige Ausfallerscheinungen zu vermeiden (die Zellen vertragen nämlich nur eine begrenzte Anzahl an Schreibvorgängen).
Die Controller verhindern damit allerdings auch, dass Software direkt auf die Zellen zugreifen kann, wodurch ein Überschreiben mit Zufallsdaten unmöglich wird. Bei SSDs und SSHDs sollte daher immer die vom Hersteller festgelegte Routine (Secure Erase) benutzt werden.
Secure Erase stellt also die bevorzugte Löschmethode dar. Mit etwas Glück lässt sich unter Windows der Secure Erase Befehl mit einem Programm des Herstellers der Festplatte ausführen. Dieses Programm gibt es meist nur für SSDs und nicht jeder Hersteller bietet eines für jedes Modell an. Beispiele für solche Software sind von ADATA, Crucial, Intel, Kingston oder Samsung.
Um Secure Erase unter Linux auszuführen, muss zunächst die Festplatte identifiziert werden. Hierzu wird beispielsweise der Befehl:
lsblk
ausgeführt, der die angeschlossenen Datenträger und deren Partitionen tabellarisch auflistet. Ist die Festplatte identifiziert (bspw. an der Größe des Datenträgers erkannt: „sda“) ist sicherzustellen, dass sich der Datenträger nicht im Zustand „frozen“ befindet und Secure Erase unterstützt wird. Hierzu wird:
hdparm -I /dev/sdX
aufgerufen (sdX bezeichnet die zuvor identifizierte Festplatte). Der Befehl gibt am Ende unter „Security“ die Zustände an – hier sollte „not frozen“ stehen. Ist die Festplatte „frozen“, reicht es meist aus, den Computer in den Standby (Suspend) zu bringen und danach wieder anzuschalten. Darunter muss „supported: enhanced erase“ stehen, was eine Unterstützung der Secure Erase Routine bescheinigt.
hdparm --user-master u --security-set-pass 1234 /dev/sdX
hdparm --user-master u --security-erase 1234 /dev/sdX
Der Vorgang kann sehr schnell gehen (SSDs) oder einige Stunden in Anspruch nehmen (HDDs) – im zuvor ausgeführten hdparm -I steht ganz unten eine Prognose zur Dauer. Sobald der Vorgang abgeschlossen ist, ist die Festplatte sauber.